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Bericht über die Rallye Aicha des Gazelles 2010

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Rallye Aicha des Gazelles 2010

Die Rallye ist super gelaufen – alle Teilnehmerinnen sind wohlbehalten zurück. 2500 Kilometer über Stock und Stein und viel, viel Sand haben die Gazellen und die Fahrzeuge hinter sich, seit sie in Sete über die Startrampe gefahren sind. Es gab einige ‚rollovers’ aber sonst keine nennenswerten Unfälle und – ganz wichtig – keinerlei Schaden an Leib und Leben der Gazellen. Alle sind an Ihre Grenzen gegangen und haben alles gegeben.

Das Schiff, das die Teilnehmerinnen zurück nach Sete gebracht hat, hatte ein paar technische Ausfallerscheinungen und kroch nur noch im Schleichgang von Tanger nach Südfrankreich was die Rückkehr von Bettina und Andrea nach Stuttgart noch etwas verzögert hatte.

Das Endergebnis für das Mercedes Team kann sich sehen lassen:

Viano Team 317


Bettina und Andrea haben über das gesamte Rennen ihren zweiten Platz verteidigen können und sind mit 1190 Strafpunkten über die Ziellinie in Essaouira am Atlantikstrand gefahren. Das bedeutet einen Rückstand von 267 Strafpunkten auf das siegreiche Dacia Team, das die die Rallye schon sechsmal gefahren hat und damit mit der Navigation, die bei der Rallye ja essentiell ist, klare Vorteile hatte. Zum dritt platzierten Renault Kangoo Team, gesponsert von der französischen Post, haben Bettina und Andrea einen Abstand von fast 1000 Punkten. Die beiden haben sich also mehr als tapfer geschlagen und sind stolz den Viano und natürlich sich selber in der Gesamtwertung auf die vorderen Plätze gefahren (und navigiert) zu haben. Das ausser Überrollkäfig und All terrain Reifen serienmäßige Auto hat wieder super durchgehalten – ausser ein paar Stoßdämpfern hinten, Stabi-Lagerungen und Reifen gab es keine nennenswerte Pannen oder Schäden.

Fahrerin Andrea Spielvogel: "Wir haben alles gegeben, gekämpft und sind mächtig stolz darauf, unter den ersten zu sein. Auf der letzten Etappe der marokkanischen Wüsten-Rallye haben wir noch einmal Gas gegeben und ausgezeichnet navigiert, um auf die oberste Stufe des Podests zu kommen. Trotz Sandsturm und Änderungen im Rallyeverlauf lief die 6. Etappe für uns ausgesprochen gut. Wir sind super vorangekommen und waren am letzten Tag bereits um 15 Uhr im Ziel", berichtet Fahrerin Andrea Spielvogel. Und Navigatorin Bettina Singhartinger ergänzt mit einem Lächeln im Gesicht: "Stunden vor anderen Teams."

Ausser ihrem wohlverdienten zweiten Platz können die beiden sich auch noch über die Erstplatzierung für die erste Teilnahme in der Crossover Klasse freuen.

Darüberhinaus waren Bettina und Andrea überall beliebt, sie halfen den anderen Teilnehmerinnen wo sie konnten. Sei es bei der Navigation, wenn sich andere Teams hoffnungslos verfahren hatten, nahmen die beiden sie ins ‚Schlepptau’ und Bettina wies ihnen den Weg zu ihrem nächsten Checkpoint. Oder, durch tatkräftige Unterstützung’: Bei der Suche nach einem versteckten Checkpoint ist ihnen der havarierte Renault Kangoo Team 314 aufgefallen, der offensichtlich nach der Sandpartie mit vehementen Fahrwerksproblemen zu kämpfen hatte. Andrea, nebenher – ausser IT – auch schrauberisch veranlagt, fand den Schaden schnell. Das hintere linke Federbein hatte sich ausgehängt und an eine Weiterfahrt war nicht mehr zu denken. Gemeinsam mit den zwei Dacia teams, die auch noch dazugestossen sind, wurde beratschlagt was jetzt zu tun ist. Den Notruf und die technische Assistance rufen und für das Team 314 einen Haufen Strafpunkte kassieren – Neee!. Andrea baute kurzerhand das Federbein aus und arretierte die Hinterachshälfte provisorisch. Ohne Federung hinten war jetzt eine Weiterfahrt möglich und  - ganz Teamgeist – die ‚Erzkonkurrenten  Dacia und Mercedes’ eskortierten den Havaristen Renault weiter im Schleichgang ins Biwak. Eine gute Strategie denn eine Veränderung des Punktestandes ins Negative hat die Aktion nicht gekostet. Es war schon sehr dunkel als die 3 Fahrzeuge mit dem ‚hinkenden’ Renault ins Biwak gekrochen kamen. Bettina und Andrea  - und damit auch Mercedes – standen ab dann bei den Renault Gazellen jetzt ganz hoch im Kurs!

Sprinter Team 135


Jeanette und Anne-Marie haben sich ein Ziel gesteckt, das viele der anderen Teilnehmer und Experten für unmöglich hielten: Mit einem Sprinter 4x4 Kastenwagen gegen die ‚echten’ Geländewagen anzutreten und auf den vorderen Rängen mitzuspielen. Hierzu muss man wissen, dass Geländewagen, wie zum Beispiel ein Toyota Landcruiser oder ein Mercedes G Modell konzeptionell ganz anders aufgebaut sind als ein Transporter. Den Allradantrieb und ein Untersetzungsgetriebe haben beide, aber ausser der Bodenfreiheit und der geringeren Höhe haben die Geländewagen zwei ganz erhebliches Merkmale: Der Radstand ist möglichst kurz und die Überhänge vorn und hinten sind tunlichst klein. In den ersten Tagen – ohne hohe Dünen – haben die beiden ganz vorn mitgespielt. Sie und ihr Fahrzeug sind sogar von der Organisation am dritten Tag kontrolliert worden ob sie ein verbotenes GPS an Bord hätten, weil die beiden am ersten Tag keinen Millimeter von der Ideallinie abgewichen sind. Natürlich war kein GPS an Bord – das haben die Beiden auch nicht nötig! Ab der ersten Marathon Etappe wurde es hart für die beiden – jetzt war schaufeln angesagt, denn in den hohen Dünen war der Sprinter den ‚echten Geländewagen’ konzeptbedingt natürlich unterlegen. Aber nicht haushoch, denn ungeachtet dieser Tatsachen ist Jeanette immer die schwierigen Strecken gefahren und hat die einfache Route, die um die Dünen herumführte, immer kampfeslustig links liegen gelassen und ist mit ihrem Wüstenschiff immer mitten hinein in die Dünenwelt.

In der 4x4 Wertung liegen die Beiden auf einem hervorragenden Platz 19 mit 1214 Strafpunkten, einen Platz vor dem ‚Männer Referenzteam’, dass diesmal eingesetzt wurde um den Schwierigkeitsgrad der Rallye Aicha des Gazelles darzulegen und um das Image der ‚lustigen Damenausfahrt’ ein für allemal los zu werden. Die beiden Männer, liebevoll mit dem Spitznamen ‚Gasoux’ (für männliche Gazelles) belegt, sind nicht irgendwer, sondern sie haben mehrfach die Rallye Dakar auf Motorrädern bezwungen und sogar gewonnen.

Ausser einem defekten Federbein hatte der bis auf Überrollbügel und Reifen serienmäßige Sprinter keinerlei Mängel oder Ausfälle über die ganze Rallye zu verzeichnen. Die beiden Mercedes Monteure Henner Garbade und Benjamin Besslich hatten an diesem Fahrzeug ausser den täglichen Wartungen gar nichts zu tun.

Kommentar von Jeanette beim Einlauf im Ziel: It’s amazing how tough this vehicle is (Es ist unglaublich was der Sprinter alles aushält)

Gewonnen haben in den Wertungen:

4x4/Truck Klasse - Team  125 Christine LALOUE and Claudine AMAT mit 216.94 Strafpunkten mit einem Land Rover Discovery
Quad/Moto Klasse - Team 23 Betty KRAFT and Anne MOISANS mit 180.42 Strafpunkten auf Polaris Quad
Crossover Klasse - Team 315 Isabelle CHARLES and Dounia BENNANI mit 923.04 Strafpunkten mit dem neuen Dacia Duster

Geschichten am Rande der Rallye:

Präsidententochter im Pech


Syndiely Wade, die Tochter des Senegalisischen Präsidenten Abdoulaye Wade, fuhr die ersten Etappen mit ihrem Nissan Springbok (Team 155) bis zur Etappe 5 auf den vorderen Rängen in der 4x4 Kategorie – zeitweise sogar auf Platz 1 - und erreichte alle Checkpoints mit Bravour. Dann ging die Kupplung kaputt. Trotz schneller Notreparatur reichte es dann noch für einen super Platz 16. Schon im vergangenen Jahr hatte sie mit technischen Problemen mit dem Nissan Navara zu kämpfen und erreichte Platz 15.

Die Rallye Aicha des Gazelles.

Die „Rallye Aicha des Gazelles 2010“ wird von Frauen für Frauen organisiert. Insgesamt nehmen 30 überwiegend afrikanische Nationen teil. Das Rennen steht unter der Schirmherrschaft des Königs von Marokko, verläuft über eine Strecke von fast. 2.500 Kilometer und besteht aus sieben Etappen. Im Gegensatz zu anderen Wettbewerben zählt bei der Rallye des Gazelles vor allem die Navigation mit Kartenmaterial, Koordinaten und Kompass – ganz ohne Hilfe durch GPS. Dabei gewinnt nicht das schnellste Team, sondern das, das im Rahmen der vorgegebenen Zeit die kürzeste Strecke zwischen den Checkpoints gefunden hat. Strafpunkte werden dagegen vergeben, wenn ein Umweg gefahren wird, technische Unterstützung angefordert wird oder Checkpoints ausgelassen werden. Übernachtet wird während der beiden Marathonetappen in der Wüste. Sich gegenseitig zu helfen gehört zum Geist der Rallye. Die Rallye ist humanitär ausgerichtet. Alle Einnahmen gehen an eine Hilfsorganisation, die in Marokko mobile Krankenhäuser, Waisenhäuser und den Bau von Brunnen subventioniert. Zudem bringen die ‚Gazellen’ jährlich mehrere tausend Kilo Sachspenden mit nach Marokko, die dann während der Rallye verteilt werden.

Hier noch einige Links zur Rallye:

alle Berichte zur Rallye

Fotos der Rallye hier klicken

Der offizielle Bericht der Daimler AG

Die offizielle Rallye Seite

 

Quelle und Copyrights: Th. Konzelmann für Daimler AG 2010

 

 

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